Axel Ruoff

Faces to hide: Strategies to Transform Identity

Multimediale Installation (2013)

Im griechischen Mythos sind Greia drei Schwestern, die ein Auge und einen Zahn teilen. Wenn eine von ihnen sehen will, muss sie um das Auge, wenn sie etwas essen will, um den Zahn fragen. Sind Auge und Zahn Teile ihrer Körper, Zeichen ihrer Identität oder nur Werkzeuge? Was ist der Unterschied zu anderen Gegenständen, die wir gebrauchen?

In seinen Arbeiten hinterfragt Axel Ruoff die Konstruktion von Subjektivität und interesseriert sich für Möglichkeiten von deren Tranformation. Es geht auch um die (Selbst)darstellung von Identität in Bildern und Symbolen.

Gespräche mit einer Sammlerin von Mondregalen weckten Ruoffs Interesse an diesen bescheidenen Wanddekorationen aus Holz und ihren ästhetischen, ideologischen und spirituellen Bedeutungen. In einer Installation aus Gemälden, Zeichnungen, Filmen und Skulptur hat er mit dem Bau des imaginären Orts "Moonshelf City" begonnen, der ein mythischer Ort voller Widersprüchlichkeit ist, er könnte ebenso die Hölle wie eine Utopie, der Aufstieg oder Fall des Subjekts sein.

Filme :

Stairways to Moon Shelf City (DV, 4:54 min., 2013)

Der Film zeigt Aufnahmen von Moonshelves (Mondregalen) von 1920 bis heute, einer amerikanischen Wanddekoration aus Holz, die in der Heimwerkstatt oder als Gesellenstück hergestellt wurde. Einzeln gefilmt werden diese Holzgebilde, die sich aus Halb- und Vollmonden, Treppen und manchmal Spiegeln zusammensetzen, zu Zeichen, Symbolen und Trägern von Geschichte(n) und Phantasien.

How do I get to Moon Shelf City?(DV, 11:40 min., 2013)

Ein Mann, der bei einem Unfall sein Gesicht verloren hat, konsultiert eine Spezialistin für Moon Shelves, um mit ihr über die Möglichkeiten zu sprechen, eine neue Identität zu gewinnen. Gesichtschirurgie und Reisen zum Mond, ins Reich der Toten oder durch Raum und Zeit kommen zur Sprache. Das Moon Shelf wird zu einem Werkzeug der Verwandlung. Die Bilder des Gesprächs sind mit Zeichnungen des Künstlers montiert.

RISE(DV, 2:56 min., 2013)

Ein Schatten einer puppenähnlichen Figur pendelt auf einer Backsteinwand hin und her, vervielfältigt sich und verschwindet schließlich.

Malereien :

Mond(Ölpastell, 46x61cm),

This could be your color 1-20 (Ölpastell , 20 Teile, 21x30 cm),

Dämonen 1-10 (Mixed media, Zeitungspapier, 10 Teile, 28x55 cm),

Monn Shelf City (4 Teile),

Treppe des Perseus, Bete mich an! (2 Teile),

Under construction (alle Ölpastell, 46x61cm)

Zeichnungen :

Faces to hide (Mixed media, 10 Teile, 21x30 cm),

Monde, Treppen und Steine (Mixed Media, 10 Teile, 21x30 cm)

Szenen der Verführung

Multimediale Installation / Performance (2011)
(in Zusammenarbeit mit Yuka Oyama)

Fotos : Norio Takasugi

In einem Kirchenraum, einer ehemaligen Turnhalle, in dem drei, mit türkisem Stoff bespannten Beichtstuben und eine Litfaßsäule stehen, werden drei Filme von Axel Ruoff gezeigt :

Der goldene Apfel( DV, 11min., 20011 )

Ein vergoldeter Apfel verfällt vor der Kamera, ohne die Farbe zu verlieren.

Snow White Reloaded( DV, 13 min., 2011 )

Ausschnitte verschiedener Verfilmungen des Märchens von Schneewittchen (Walt Disney, Defa-Produktion, Horrorversion usw.) und anderer Filme (Tarkowski, Godard, Fellini) werden zu einem neuen Schneewittchen-Film montiert, der Motive des Märchens (Apfel, Spiegel, Messer, Begehren, Verführung, Gewalt usw.) untersucht und weiterentwickelt

Opernperformance( DV, 60 min., 2011 )

Sängerinnnen: Nicole Tschaikin (Sopran), Solgerd Islav (Mezzosopran) und Jennifer Gleinig (Mezzosopran)

In den mit den Sängerinnen entwickelten Szenen aus "Die Hochzeit des Figaro" von W.A. Mozart wird das Verhältnis von Verführer/in und Verführtem/r auf verschiedene Weise dargestellt. Die dreimal wiederholte Performance wurde aufgezeichnet und in der Ausstellung gezeigt.

In den Beichtstuben können die Ausstellungsbesucher ihre Szenen der Verführung zeichnen und erzählen, die an der Litfaßsäule (Archiv der Verführung) neben bereits zum Thema Verführung gesammeltem Material gezeigt werden.

Moderne Märchen im Berliner Untergrund

Video/Installation/Erzählungen (2009/10)
(in Zusammenarbeit mit Yuka Oyama)

Nach der Befragung von Mitarbeitern der BVG (Berliner Verkehrsbetriebe) baute Yuka Oyama anhand der Antworten Masken und Requisiten, Axel Ruoff entwickelte Szenen, die er filmisch umsetzte und mit Aufnahmen des Arbeitsalltags im Untergrund montierte. Es entstanden 13 Kurzfilme (1-3min), die mit den skulpturalen Arbeiten in einer Installation am U-Bahnhof Potsdamerplatz präsentiert wurden.

Cornichon. Die Geschichte einer Auferstehung

96 min, DV, Farbe (2008)

Ein Mann, schwer an Arthrose und Arthritis erkrankt, verweigert sich der Diagnose und Behandlung des Arztes ebenso wie seiner sozialen Integration als arbeitsloser Invalide. Er behandelt den eigenartigen Zerfall seines Körpers durch eine Heilpflanze, die eher für ihre kosmetische Wirkung bekannt ist: die Gurke. Ihre ausspülenden Kräfte lösen aus seinem Körper immer Eigenartigeres. Was steigt aus seinem Körper auf, um ihn zu heilen oder zu zerstören? Welche Geschichte, die nicht die seine ist, steckt ihm so tief im Fleisch?

SEROSA

28 min, DV, Farbe (2008)

SEROSA ist zuerst eine Reise ins Innere eines Wals, dann eine Zeitreise in Abgründe deutscher Geschichte. Bibelträchtige Expedition, zoologisches Abenteuer, historische Halluzination. Auf die Bilder des sich transformierenden, vielschichtigen Raums ist so wenig Verlass wie den Wortschwall des um sein Leben redenden Sprechers, der behauptet, mit einer Schluckauf geplagten Festgesellschaft, zwischen Ostberliner Plattenbauten in Ambra eines Waldarms zu hängen. Der Film wurde in einer Installation der Künstlerin Yuka Oyama gedreht.

Hunde der Hybris

100 min, DV, Farbe (2004)

Wiederholt sich die Pest von 1720 oder vor welcher Epidemie fliehen die beiden Frauen? Warum wird der Kapitän, dessen Boot die Pest nach Europa gebracht hat, auf mysteriöse Weise von der Gefängnisinsel befreit? Und Charon, der Totenfährmann, der mit einer Toten, in die er sich verliebt hat, für die Reparatur seiner Barke auf die Erde gekommen ist, warum sucht er diesen Kapitän? Die fünf historischen, mythischen und fiktiven Gestalten treffen im Gebirge über Marseille aufeinander.

Die vergessene Schande der Europa

79 min, Super 8 / DV, Farbe (2002)

Die Fortsetzung des griechischen Mythos der Europa: eine orientalische Frau, von Zeus (in Gestalt eines Stiers und Adlers) geraubt und vergewaltigt, macht sich mit dem ersten Sohn des vereinten Deutschlands auf die Flucht vom europäischen Kontinent. Die zwei Personen verstricken sich in die heimtückischen Widersprüche von Geschichte (die deutsche Besetzung Südfrankreichs), Natur (in Mutation infolge dieser Geschichte) und Mythos, der sich dort zu realisieren scheint.